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Machen die Algorithmen uns klüger? Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz

Die Volkshochschule StarnbergAmmersee und das Kulturreferat der Gemeinde Feldafing haben die Wissenschaftsjournalistin und Philosophin Dr. Manuela Lenzen zu einem Vortrag- und Diskussionsabend am 9. März nach Feldafing eingeladen.

„Machen die Algorithmen uns klüger? Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz“ – so lautete der Titel des Vortragsabends.

Im sehr gut besuchten Bürgersaal referierte Frau Dr. Lenzen über das Forschungsfeld Künstliche Intelligenz und wie man versucht, mit Hilfe der künstlichen Systeme die natürliche Intelligenz besser zu verstehen.

Karin Bergfeld, die Kulturreferentin der Gemeinde Feldafing und Christine Loibl, die Vorstandsvorsitzende der vhs StarnbergAmmersee begrüßten unter den zahlreichen Gästen Frau Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL und Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbandes, die dritte Bürgermeisterin Maximiliane Gerber, den Gemeinderat und stellvertretenden Kulturreferenten Peter Fischhaber sowie Vorsitzende und Mitglieder der Feldafinger Vereine.

Zu Beginn richtete die Referentin Dr. Lenzen, die mehrere Fachbücher zu Künstlicher Intelligenz geschrieben hat, den Blick zurück in die Vergangenheit. So suche der Mensch seit Jahrhunderten nach Hilfestellungen beim Denken. Der Name „Künstliche Intelligenz“ (engl. „Artificial Intelligence“) wurde 1956 mit einem ersten Forschungsprojekt im Dartmouth College in New Hampshire geboren. Die Maschinen sollten dazu gebracht werden, Begriffe zu bilden, Sprache zu verwenden und Probleme zu lösen. Die Forscher hatten die Vorstellung, man müsse das menschliche Denken nur genau genug beschreiben, um intelligente Maschinen bauen zu können.  

Künstliche Intelligenz steht nicht für eine bestimmte Technik, sondern für ein Forschungsfeld mit ganz unterschiedlichen Ansätzen, betonte Dr. Lenzen. Ziel der Forschung ist es, die menschliche Intelligenz besser zu verstehen und sie maschinell umzusetzen. Die Forscher*innen arbeiten interdisziplinär, die Kognitionswissenschaften, die Biologie, die Anthropologie und die Evolutionsforschung spielen eine wichtige Rolle.

Seit etwa 10 Jahren gibt es große Fortschritte. So macht derzeit vor allem die generative KI von sich reden, die Bilder und Texte erstellen, übersetzen und Dialoge führen kann. Dr. Lenzen unterscheidet im Vortrag zwischen der wissensbasierten Künstlichen Intelligenz, den künstlichen neuronalen Netzen und hybriden Ansätzen.

Bei den wissensbasierten KI-Ansätzen werden Datenbanken mit enormen Datenmengen und Wissen gefüttert. Bei der Erstellung von künstlichen neuronalen Netzwerken werden den künstlichen Systemen Beispiele vorgegeben. Der Lernprozess wird so lange durchlaufen bis die Maschinen kaum mehr Fehler machen. Dr. Lenzen veranschaulichte dies am Beispiel der Bilderkennung und zeigt den komplexen Prozess, wie künstliche Systeme lernen, eine Katze von einem Hund zu unterscheiden.

Hybride Verfahren vereinen die Vorteile von wissensbasierter KI und maschinellem Lernen mit dem Ziel, dass die Programme eigenständig arbeiten. Ein Beispiel dafür ist der dialogbasierte Chatbot Chat GPT.

Neben den Möglichkeiten und Chancen der KI zeigte Dr. Lenzen auch deren Schattenseiten auf:

Die schier unvorstellbaren Datenmengen, die laufend aktualisiert werden müssen, sind verbunden mit einem enormen Ressourcenverbrauch. Dazu kommt, dass nicht auf allen Gebieten genug Daten vorhanden sind. Sie ging ein auf die sogenannten „Halluzinationen“, bei denen Chatbots durch eine statistische Analyse herausfinden, wie das nächste Wort zu lauten hat und dadurch falsche Informationen in die Welt gesetzt werden können. So haben Chatbots z.B. schon Gerichtsurteile erfunden, die es nie gab. Künstliche Systeme erzeugen auch Fehleinschätzungen und Vorurteile, die sog. „Machine Bias“, da ihre Ausgaben die Voreingenommenheit des verwendeten Algorithmus und der zu Grunde liegenden Daten widerspiegelt. Dann das bekannte und brisante Problem der von KI generierten Fakes. Die Referentin zeigte beispielhaft Bilder, die sich rasant verbreiten und immer schwerer als Fakes zu erkennen sind. Ferner verstehen die künstlichen Systeme die Welt nicht wie wir Menschen und sollen daher mit Hilfe der „Alignment“-Forschung (deutsch: Ausrichtung) in Einklang mit den Zielen und Werten der Menschen gebracht werden.

Zum Schluss des Vortrags beantwortet Frau Dr. Lenzen die Frage, ob Künstliche Intelligenz den Menschen klüger mache mit einem klaren Ja.

Entscheidend sei aber, dass wir uns Gedanken machen, wer die Verantwortung für die Weiterentwicklung und die Auswirkungen der KI trägt. Das Europäische Parlament habe mit dem AI-Act den Anfang gemacht, dem weltweit ersten Gesetz zu Künstlicher Intelligenz.

In jedem Falle bleibe dabei viel für den Menschen zu tun. Denn: Je automatisierter die Aufgabe, desto wichtiger ist der Mensch. Dr. Lenzen spricht sich dafür aus auszuloten, wie die künstlichen Systeme in menschliche Entscheidungsroutinen einbezogen werden und sich Gedanken zu machen, wie eine den Menschen ergänzende andere Intelligenz im Idealfall aussehen soll.

Nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart, auch der Umgang mit der KI in der Zukunft wurde eingebettet in den Vortrag. So gab es im Anschluss zahlreiche Fragen und Rückmeldungen des interessierten Publikums, die Frau Dr. Lenzen nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht, sondern wie bereits im Vortrag auch aus einem philosophischem Blickwinkel beleuchtete.

 

 

© vhs StarnbergAmmersee e.V. Von links nach rechts: 3. Bürgermeisterin Maximiliane Gerber, MdL und Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbandes Dr. Ute-Eiling-Hütig, Stellvertretender Kulturreferent und Gemeinderat Peter Fischhaber, Referentin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Manuela Lenzen, Kulturreferentin und Gemeinderätin Karin Bergfeld und Vorstandsvorsitzende der vhs StarnbergAmmersee Christine Loibl
28.04.24 07:11:43